AMIGA Diskettenformat

Wieso hat der AMIGA 880kBytes grosse Disketten, der Atari ST aber nur 720KBytes?

Der Amiga schreibt und liest sein Old und Fast File System genau wie ST, PC und viele weitere Systeme in MFM. Siehe Wikipedia-Artikel

Da der Amiga aber keinen Hardware-Floppycontroller hat (z.B. ein NEC uPD 765 wie in PCs oder dem WD1772 im ST), der diese Codierung durchführt, sondern sich da auf die frei programmierbare Paula verlässt, kann er auch GCR lesen und schreiben, wozu das allerdings genutzt wird/wurde, erschließt sich mir nicht auf Anhieb. Vielleicht wollte man damit erreichen, dass der Amiga Disketten der CBM- und VC- 8-Bit-Floppys oder gar des Apple Macintosh lesen kann, für Shapeshifter sicher ein nettes Feature. Oder es wurde als Kopierschutz missbraucht. Jetzt hab ich doch eine wichtige Begründung gefunden!

Der Unterschied 720 kB (PC/ST) und 880 kB (Amiga) kommt schlicht aus der Anzahl Sektoren, die der Amiga schreibt und liest. PC/ST nutzen standardmäßig 9 Sektoren (80 Spuren, 2 Seiten, 9 Sektoren, 512 Bytes), beim Amiga sind es 11 Sektoren, in denen er dann 880 kB unterbekommt. Alten ATARI ST Hasen wie mir klingeln da natürlich gleich die Glocken, denn 11 Sektoren können „wir“ auch, und wir kommen damit auch auf etwas mehr als 880 kB (916960 Bytes abzüglich etwa 10 kB für FAT, Bootsektor, Root-Verzeichnis und andere reservierte Sektoren).

Der Unterschied zwischen ST und Amiga ist da also nicht sonderlich groß. Das Standard-720kB-Format ist nur auf Sicherheit getrimmt: Ein Sektor besteht ja nicht nur aus den 512 Bytes, die man da speichern kann, sondern da kommt ja Brutto noch was drauf: Lückenbytes, Syncbytes, Sektornummerierung, Checksummen, noch mehr Syncs, und vieles mehr. Diese Lückenbytes sind wichtig, den die braucht der Controller oder Computer um sich seelisch/moralisch drauf vorzubereiten, dass da jetzt was wichtiges (nämlich ein Sync auf den nächsten Datensektor) vorbei kommt. Und die Syncbytes melden ihm, dass es jetzt tasächlich los geht bzw. schon wieder vorbei ist. Und da geht das 720kB-Format eben auf Nummer sicher und ist sehr großzügig, dass auch selbst die lahmste Kiste sich noch darauf einstellen kann, dass da demnächst eine Syncmarkierung kommt.

Diese „hochformatierten“ Disks setzen genau hier an: Die Lücken und Syncs werden verkürzt, wodurch noch zusätzlicher Platz für bis zu weitere 2 Sektoren entsteht. Der WD1172 im ST ist da so tolerant, dass er bei gleicher Datenrate mit verkürzten Lücken und Syncs 11 Sektoren schaft, ein uPD765 (im PC) schafft maximal 10 – warum man ST-Disks mit 11 Sektoren im PC weder lesen, noch imagen kann. Ich kann mich noch genau erinnern, zunächst wurde man als ST-User mit 10 Sektoren von findigen Programmierern überrascht, und dann gingen mit richtigem „Timing“ sogar 11 Sektoren zuverlässig. Das ist auch mit ein Grund, warum PC-Floppycontroller keine Amiga-Disketten (mit 11 Sektoren) lesen können. Der andere Grund schließt dann auch den ST aus, denn der WD1772 und der uPD765 erwarten ein ganz bestimmtes Format für diese Syncmarkierungen, Lückenbytes, sprich wie so ein Sektor-header und Abschluss aufgebaut ist. Nur der Amiga macht das anders, nutzt andere Syncmarkierungen, andere Lückenbytes, die Checksumme wird anders berechnet, Little/Big-Endian, usw. Der Amiga war eben von vorneherein nicht de Bohne auf „Kompatibel“ ausgelegt, während der ST sich sogar auf BIOS/XBIOS/GEMDOS-Ebene dem MS-DOS (und CP/M) anbiederte (damit GEM leicht zu portieren war).

Beitrag von 1ST1 aus dem Forum

5 Gedanken zu „AMIGA Diskettenformat“

  1. Hallo zusammen,

    ich habe meinen alten Amiga 500 wieder aus dem Keller geholt und aufgebaut. Ich habe Disketten unterschiedlichster Marken gefunden.

    Welche Disketten (BASF 2HD DOS Formatted / SONY MFD 2 HD 1,44MB IBM Formatted) sind für den Amiga bzw. für entsprechende Spiele am besten geeignet ?

    Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.

    Viele Grüße!

    1. Das 800k Laufwerk im Amiga kommt eigentlich mit allen 2SDD Disketten klar, bei HD-Disketten muss das linke Loch (also das gegenüber des Schreibschutzes) überklebt werden. Solange die Diskette an sich noch OK ist, sollte das Formattieren dann klappen.

      1. Hallo vzekcwebmaster
        das mit den HD als DD dürfte nicht klappen da HDs höhere Magnetisierungsströme brauchen als DD und normal da nur schlechte Sektoren rauskommen. Nachdem Disketten heute eher als Ramsch angesehen werden, tauchen die als Kiloware auch öfters in Wiederverkauf/ebay auf. Oder man legt sich ein Amiga HD Laufwerk zu.
        Gruß
        SAm

        1. Das ist im allgemeinen so und bei Atari- und Apple Macintosh Laufwerken habe ich immer Probleme gehabt. Komischerweise klappt es mit Amiga-Laufwerken zumindest im A1200 meist ohne Probleme. Umgekehrt kriege ich Amiga 800k Disketten am Atari mit DD Laufwerk nicht mehr formattiert. Anscheinend haben die Amiga-Laufwerke eine höhere Felddichte- vielleicht gilt das aber auch nur für manche Laufwerkstypen in den Amigas… .

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