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Apple Macintosh Pro (2007) und Ubuntu

Einen Macintosh Pro von 2007, auch liebevoll „die Käsereibe“ genannt, ist schon für 150,- bis 200,- EUR gebraucht zu bekommen. Ein gut ausgestattetes System verfügt über 2 Xeon- Prozessoren (3 GHz) mit je 4 Kernen und 16 GB Arbeitsspeicher. Das ist auch nach heutigen Maßstäben ein ordentliches System. Es hapert nur am Betriebssystem- Apple unterstützt die Maschine nur bis maximal MacOS X 10.7. Das ist wiederum für viele Anwendungen zu alt.

Um die hervorragende Hardware mit ihrem Aluminiumgehäuse und dem stattlichen Gewicht von bald 18 kg nicht abschreiben zu müssen, hilft nur ein Wechsel des Betriebssystems. Auf meine Maschine ist Ubuntu 20.04 LTS gewandert. Hier eine Schnellanleitung:

  1. Schritt: Festplatte partitionieren
  2. Schritt: rEFind als Boot Loader installieren
  3. Schritt: Ubuntu downloaden und DVD brennen
  4. Schriit: Ubuntu installieren

Die Schritte im einzelnen:

1. Festplatte partitionieren

Auf meinem MacPro ist MacOS X 10.6.3 installiert in einer großen Partition unter HFS+ installiert. Die Partition lässt sich aber verkleinern, um Platz für Ubuntu zu schaffen.

  • Programme / Dienstprogramme / Festplattendienstprogramm starten
  • Die oberste Platte in der Liste markieren, ist bei mir eine 1 TB Hitachi SATA Disk
  • Mit dem „Plus“ Zeichen unterhalb der Partitionsliste eine neue Partition von 16 GB Größe anlegen. Die bekommt den Namen „swap“
  • Dateisystem ist MSDOS FAT
  • Genauso eine weitere Partition anlegen, auf die später Ubuntu installiert wird. Die Größe sollte mind. 30 GB betragen, bei mir sind es 500 GB. Als Name habe ich „root“ vergeben. Die Anlage dauert einem Moment.

2. Schritt: rEFind als Boot Loader installieren

rEFind ist ein Boot Manager, der anders als das Apple-eigene Boot Camp auch Linux-Partitionen sicher ansteuert. Die verwendete MacOS X Version 10.7 kennt noch keine System Integrity Protection (SIP), daher ist die Installation hier recht einfach.

  • Download der ZIP Version von rEFind von https://sourceforge.net/projects/refind/files/. Dort sind alle Versionen zu finden, gebraucht wird die neuste. Bei mir war das 0.11.1 und die Datei refind-bin-0.11.1.zip.
  • Die heruntergeladene ZIP File auspacken und das erhaltene Verzeichnis im Finder öffnen
  • Ein Terminal öffnen
  • aus dem Finder die Datei refind-install in das Terminal ziehen und drücken
  • Bei Nachfrage das Administrator-Passwort eingeben.

rEFind sollte sich bei jedem Boot mit den bootfähigen Partitionen melden. Wenn nicht, dann beim Booten die Command-Taste (die „Gabel“) gedrückt halten.

3. Schritt: Ubuntu downloaden und DVD brennen

Der MacintoshPro 2 ist zwar eine 64-Bit Maschine, hat aber ein 32-Bit UEFI Boot System. Damit kommen normale 64-Bit Linuxdistributionen nicht klar und 32-Bit Versionen laufen auch nicht. Abhilfe schafft eine Anpassung der UEFI Software einer 64-Bit Distribution. Matt Gadient hat eine ausführliche Anleitung, wie das zu machen ist. Außerdem bietet er einige vorbereitete Images auf seiner Webseite an.

  • Download von Lubuntu 20.04 LTS von Matt Gadients Webseite
  • Brennen einer DVD mit diesem Image. Ein Linux-Boot vom USB Stick geht beim Macintosh Pro 2 nicht!

4. Schritt: Ubuntu installieren

Die Installation läuft ganz normal ab. Vorsicht ist nur bei der Partitionierung und der Boot Loader-Installation geboten.

  • DVD einlegen und den Mac neu starten
  • rEFind sollte nun MacOS und die DVD anbieten (im Zweifen mit gedrückter Command-Taste neu starten)
  • Im GRUB Bootmenü mit F6 den Expertenmodus aktivieren
  • In der Zeile mit den Kernelparametern das „quiet“ und „splash“ löschen und durch nosplash ersetzen
  • Der Boot dauert, weil der Lader ersteinmal die DVD testet, um fehlerhafte Pakete zu erkennen
  • Nach ca. 5 min. sollte ein Lubuntu-Desktop erscheinen. Dort die Installation auf Festplatte wählen und die Fragen beantworten.
  • Beim Schritt Partitionierung die manuelle Partitionierung wählen. Die Platte hat 4 Partitionen:
    1. Eine kleine (200 MB) Partition mit dem EFI Boot Loader- Finger weg! Ohne diese bootet der Mac nicht mehr und braucht eine Neuinstallation!
    2. Die HFS+ Partition, bei mir noch etwa 460 GB groß- auch hier Finger weg!
    3. Die 16 GB kleine MSDOS Partition- diese muss als „swap“ neu formatiert werden
    4. Die 500 GB große „root“ Partition- diese wird als EXT4 neu formatiert und als „/“ eingebunden
  • Der Boot Loader muss an den Anfang der „/“ Partition, also die 500 GB Partition. Die andere Alternative wäre der MBR, nur der soll ja rEFind anfahren und das wiederum später Ubuntu.
  • Am Ende der Installation neu booten. Wenn die DVD nicht ausgeworfen wird, den Mac durch längeres Drücken des Power-Schalters ausschalten und beim Einschalten die „Öffnen“ Taste auf der Mac Tastatur (rechts oben) gedrückt halten. Die DVD entnehmen und neu starten.

Damit sollte beim Neustart nun immer rEFind kommen und Ubuntu als Betriebssystemalternative anbieten.

Quellen

  1. https://www.makeuseof.com/tag/install-linux-macbook-pro/
  2. https://linuxnewbieguide.org/how-to-install-linux-on-a-macintosh-computer/
  3. https://mattgadient.com/linux-dvd-images-and-how-to-for-32-bit-efi-macs-late-2006-models/
  4. https://linuxnewbieguide.org/how-to-install-linux-on-a-macintosh-computer/

Wie man (vielleicht) der Bombe entkommt

Benutzer des klassischen MacOS kennen sie sicherlich, die vielgehasste Bombe, die erscheint, wenn ein Programm abgestürzt ist:


(Quelle: Wikipedia)

Der Dialog weckt den Anschein, dass ein Neustart die einzige Lösung zu diesem Problem ist, doch es gibt einen Trick, wie man vielleicht nicht alle Arbeit verliert. Unter System 6 und früher ist das nur hilfreich, wenn man den MultiFinder verwendet, um mehrere Programme gleichzeitig auszuführen, ab System 7 ist der MultiFinder Standard. Denn das Programm, das den Fehler erzeugt hat, wird mit diesem Trick beendet. Anschließend kann man in vielen Fällen wenigsten noch ungesicherte Dateien in anderen Programmen speichern.

Der Trick bedient sich des in den meisten Macs im ROM vorhandenen Debuggers MicroBug. Auf Systemen, auf denen die Systemerweiterung MacsBug installiert ist, wird statt dessen dieser verwendet.

Um beim Auftreten einer Bombe den Debugger zu starten, bedient man sich des sogenannten Programmierschalters („programmer’s key“ oder auch „interrupt button“). Bei den ursprünglichen Würfelmacs war dieser Schalter ein zusätzliches Plastikteil, das man hinten links in die Lüftungsschlitze des Macs eingeklickt hat, und das neben dem Programmierschalter einen Reset-Knopf zur Verfügung gestellt hat:


(Quelle: Vectronic’s Apple World)

Bei späteren Macs waren die beiden Knöpfe an unterschiedlichen Stellen fest installiert:


(Quelle: Wikipedia)

Beginnend mit dem PowerMac G5, der nur noch mit MacOS X booten konnte, wurde Programmierschalter abgeschafft.

Was muss man nun machen, wenn eine Bombe auftaucht?
Man drückt den Knopf mit dem Symbol
(Wenn die verwendete Tastatur einen Power-Button hat, dann kann man auch den zusammen mit der Apfel- oder Command-Taste drücken.)

Wer MacsBug installiert hat wird jetzt große Augen bekommen, alle anderen sehen anstatt der Bombe jetzt ein kleines Fenster mit nichts weiter als dem Zeichen > 

Dahinter tippen wir folgendes:

SM 0 A9F4
G 0

Die beiden 0 sind Nullen, und hinter jeder Zeile drücken wir die Return-Taste.

In vielen Fällen reicht das, um die Bombe verschwinden zu lassen und uns in den Finder zu werfen. Da die meisten Bomben ihre Ursache darin haben, dass ein Programm irgendwo in den Hauptspeicher des Macs geschrieben hat, wo es nicht hin sollte, empfiehlt sich ein baldiger Neustart des Mac, sobald wir alles gespeichert haben, was nicht gespeichert war. Die nächste Bombe folgt nämlich erfahrungsgemäß recht bald.

Die beiden Zeilen da oben machen übrigens folgendes:

Setze die Speicheradresse 0 auf den Wert A9F4 (= Exit to shell)
Gehe zur Speicheradresse 0

Findige Naturen haben herausgefunden, dass das Eintippen von

G FINDER

den gleichen Effekt hat, das liegt daran, dass der Debugger versucht, zur Speicheradresse FINDER zu springen, die es nicht gibt, und daraufhin einen Absturz und Exit to shell auslöst.